Parteigutachten mit substantiiertem Inhalt, für die juristische Anwendung vor Gericht durch einen Anwalt. Auftrag durch Eigentümer des Anwesens. Der Plattenbelag eines Balkons hebt ab. Die Fliesen waren ca. ein Jahr zuvor verlegt. Was ist da los? Was ist die Ursache? Der Verleger hatte auch keine Idee woran das liegen konnte, denn er hatte alles richtig gemacht. Dem mochte ich auch zunächst nicht widersprechen: Stranggezogene Keramik, orthogonale Verlegung, ausreichende Fugenbreiten, kleine Belagsfelder (Dehnfugen), Verbundabdichtung, gute und geeignete Bauchemie…Insgesamt alles vorhanden und mit Fotos dokumentiert . Nanu, Nanu? Eine Belagsöffnung war unerlässlich. Die Ursache war recht schnell gefunden. Stehendes Wasser in der Unterkonstruktion, im Estrich. Das darf nicht sein! Wo kommt das her? Eine fehlerhafte Ausführung der Verbundabdichtung oder eine fehlerhafte Verklebung der Fliesen war zunächst nicht festzustellen. Die Ursache für die Ablösung der Fliesen ist Frostaufbruch kombiniert mit Dampfdruck, das ist klar. Dafür wiederum ist das stehende Wasser im Estrich verantwortlich. Aber wieso steht das Wasser im Estrich, fließt nicht ab? Bei genauerer Überprüfung der Konstruktion stellten wir fest, dass der Kragarm (die tragende Balkonkonstruktion [Beton]) über eine kleine Attika (Betonaufkantung) verfügte, ca. 6 cm. Innerhalb dieser Aufkantung blieb das Wasser stehen! Wasserspeier waren zu hoch, ca. auf 2,5 cm. Am Ende eine Verkettung von Fehlern. Hat der Planer aufgepasst? Hat die Bauleitung gepennt? Hätte der Estrichleger Bedenken anmelden müssen? Bis wohin geht die Prüfpflicht des Fliesenlegers? Denn als der Fliesenleger seine Arbeiten wahrnahm, war der Estrich schon drauf! Meine Arbeit bezog sich auf das Feststellen von Tatsachen, Ursachen und Fehler faktisch aufzudecken und die Geschehnisse so zu formulieren das ein gewerksfremder es versteht (Anwalt, Richter). Ich wünsche dem Fliesenleger einen erfahrenen Baurichter der die Sachlage entsprechend versteht und deuten kann… Klar ist, das muss alles nochmal neu, aber wer bezahlt? Wieweit ist auch der Planer bzw. die Bauleitung ins Boot zu holen?
Ich bin selbst gespannt. Wir befinden uns im Jahre zwei, nach Übergabe meines Gutachtens an einen Anwalt [substantiierter Parteivortrag (ZPO)].
